- Bericht 23 Mbya (Tanzania) - Lilongwe (Malawi) 20.04.08 - 04.05.08; Kilometer: 12600 - 13100;

 

Mit dem Grenzübergang von Tanzania nach Malawi war das ruhige, ungestörte Radeln wieder vorbei. Kinder rannten erneut freudig neben mir her. Ab und an hörte ich auch zwischen den „hello“, „bye bye“ und „good morning“-Rufen auch mal ein „Give me Money“ heraus. Aber dies fiel meist gar nicht weiter auf, denn die freudigen, netten Menschen überwiegten deutlich. Aus den Bergen hinab führte die Straße nun am Ufer des Malawi-Sees entlang. Reisfelder säumten die Straße auf beiden Seiten und ab und an konnte ich einen Blick auf den fast 1.000 Kilometer langen See erhaschen. Am Ufer befanden sich immer wieder schöne Lodges mit Campingplätzen, in denen ich es mir hab gut gehen lassen. Seit längerer Zeit traf ich mal wieder viele „Mzungus“, Weiße, die auch auf den unterschiedlichsten Routen durch Afrika unterwegs waren. So konnte ich nach einem erfrischenden Bad im See, bei einem guten „Kuche Kuche“ (Mais-Bier) Informationen austauschen oder einfach den Abend mit anderen Reisenden genießen. Der erste schöne Halt auf meiner Reise nach Süden entlang des Sees war Chitimba. Der kleine Ort liegt in einer schönen weit gestreckten Bucht, die von Bergen umgeben ist. Von dort aus machte ich mich auf zu dem 500 Meter höher gelegenen Ort Livingstonia. Fahren konnte man das leider nicht ganz nennen, denn die 12 Kilometer lange Schotterstraße schlängelte sich meist so steil den Berg hinauf, dass an Fahren nicht zu denken war. Aber es störte mich nicht, denn die Strecke war sehr schön und auf jeden Fall wert, etwas intensiver genossen zu werden. Oben angekommen fand ich einen grandiosen Campingplatz, der direkt an einem steil abfallenden Cliff gelegen war. Es eröffnete sich ein toller Blick über den unter mir liegenden Malawi-See. Er ist nicht gerade etwas für Schlafwandler, denn nur einen Meter von meinem Zelteingang fällt das Cliff steil ab.

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Doch all die Idylle kann nicht über die Strapazen hinweg täuschen, die mich am nächsten Tag erwarteten. In der Nacht hatte es doch stärker geregnet, als ich mitbekommen habe und so wurde der nächste Tag zu einer regelrechten Schlammschlacht. Bei den ersten schlimmen, schlammigen Abschnitten überlegte ich noch umzukehren und zur asphaltierten Straße zurück zu kehren. Aber irgend etwas trieb mich weiter. Ich bin einfach nicht der Typ, der schon bei der ersten Schwierigkeit aufgibt, dachte ich mir. Und so schob und trug ich mein Gefährt durch den Schlamm. Alle zwei, drei Meter musste ich anhalten und große Schlammbatzen von den Rädern entfernen. Meine Schutzbleche hatte ich schon vorher bei den ersten „harmlosen“ Pfützen entfernt. Aber nicht nur die Räder versanken tief im Schlamm, nein auch meine Füße. Die Sandalen waren der Belastung nicht mehr gewachsen und nach und nach lösten sich die Riemen von der Sohle ab. Mir blieb nur noch eins, mich Barfuss durch den Schlamm zu arbeiten. Bei kurzen trockeneren Fahrabschnitten band ich mir die Sandalen mit Spannriemen an die Füße. Schuhe wechseln ging nicht, die wurden mir schließlich in Ruanda geklaut. Nach 15 Kilometern und drei Stunden harter Arbeit, hatte ich das Gröbste überstanden und konnte so langsam wieder von einer Straße sprechen. Hier traf ich auch auf die ersten Fahrzeuge des Tages, die in kurzen Schlammabschnitten stecken geblieben sind.

 

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Etwas später besserte sich auch das Wetter und es wurde ein schönes Fahrradfahren - wenn nicht immer ein ständiges Quietschen und Krachen von Kette und Bremsen mich begleitet hätte. Erst ein Bad und eine gründliche Reinigung in einem kleinen Bächlein sorgten für Abhilfe. So ein Tag geht ganz schön auf das Material und ist wahrscheinlich belastender als 1.000 Kilometer auf guter Straße zu fahren. Meine Zeitplanung musste ich auch über den Haufen werfen und fand mich damit ab, dass ich an dem Tag keinen Ort mehr mit Unterkunftsmöglichkeit erreichen würde.

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Kurz vor Sonnenuntergang stoppte ich in einem kleinen Dorf und fragte, ob es hier mögliche wäre mein Zelt für eine Nacht aufzustellen. Sofort brachten sie mich zum örtlichen Bürgermeister und der erklärte mir, dass es ihm eine Ehre sei mich zu beherbergen und er für meine Sicherheit sorgen würde. So stellte ich mein Zelt vor seinem Büro auf und kochte unter Beobachtung des halben Dorfes mein Abendessen. Die Spaghetti, die ich in meinen Topf warf sorgten für Verwunderung. Dieses teure europäische Nahrungsmittel kann sich hier fast niemand leisten - die billigsten Nudeln kosten über einen Euro für 500 Gramm – und ist somit nahezu unbekannt. Leider hatte ich nicht mehr genug, um meine Beobachter mal probieren zu lassen. Bei Ihnen stehen eher Mais, Reis, Bananen und ein paar Wurzeln, die gekocht werden auf dem Speiseplan.


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Während dem Kochen lernte ich Sibusiso kennen. Er war 24 Jahre alt und sprach sehr gut Englisch. Von meinem Angebot, mich auf der morgigen Etappe zu begleiten, war er begeistert. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen und ich genoss eine ruhige Nacht in meinem Zelt. (Mehr zu Sibusiso unter „Die Fahrer“)

Nach den Tagen abseits des Sees genoss ich es wieder zu dem See zu kommen und fand in Nhkata Bay einen guten Platz zum relaxen. Es ist der Touristenort schlechthin in Malawi. Ein Ressort steht neben dem anderen, aber dennoch war es für mich ein schöner Platz. Ich traf nette andere Reisende und genoss es am Abend ein wenig Party zu machen. Ein bisschen Einstimmung für meinen Besuch in Erlangen zur Bergkirchweih war nicht verkehrt. Die restlichen Tage in Malawi vergingen recht schnell. Ich fuhr noch ein paar Tage am See entlang, bis ich schließlich wieder in die Berge abbog, um die Hauptstadt Lilongwe auf 1.200 Meter Höhe zu erreichen. Einen Tag noch ein paar Souvenirs kaufen und schon saß ich im Flieger in Richtung Bergkirchweih.